BLOG 2

Die Trennung aus heiterem Himmel

VON DR. UDO BAER

Ein Vater suchte bei mir Unterstützung und ich fragte ihn, was ihn bedrücke. Er sagte: „Mein Sohn wird immer aggressiver, ganz ohne Anlass. Wir werden nicht mehr mit ihm fertig. Wir verstehen das nicht. Er war früher doch nicht so.“

Ich fragte erst, seit wann das so sei. Er überlegte und sagte: „Seit einigen Monaten.“ Ich fragte: „Was war in der Zeit davor?“ „Ja, da haben wir uns, meine Frau und ich getrennt.“ Ich fragte: „Haben Sie mit ihrem Sohn darüber gesprochen?“ „Nein, wenig. Wir wollten ihn nicht damit belasten. Auch vorher nicht. Die Trennung kam für ihn aus heiterem Himmel.“

Ich sagte dem Vater, dass sein Sohn offensichtlich belastet ist und diese Belastung austobt. Vielleicht sei es doch sinnvoll, mit dem Sohn mehr darüber zu reden, was zu der Trennung geführt habe, und vor allem ihm zu sagen, dass er an der Trennung nicht schuld sei. Oft ist es so, dass sich ein solcher Stress – denn eine Trennung ist ein Stress – bei Kindern auswirkt und dann an einer ganz anderen Stelle, wie hier an der Schule, zum Vorschein kommt.

Ich schlug vor: „Also, reden Sie mit ihrem Kind, möglichst gemeinsam. Wenn das nicht geht, einzeln. Erklären Sie ihm, was los ist. Und sagen Sie ihm zwei Dinge. Erstens: „Ich bin lebenslänglich Dein Vater und wir lieben Dich lebenslänglich.“ Und das zweite ist: „Du bist nicht Schuld. Wir Eltern haben es verbockt und versaut. Du kannst nichts dafür.“

Der Vater tat dies, mehrmals, und gab mir die Rückmeldung, dass sich das Verhalten seines Sohnes verändert habe. Trennungen sind oft unvermeidlich. Entscheidend ist, wie Eltern dabei mit ihren Kindern umgehen.

Herzlich

Dr. Udo Baer 

für die DIXI Family-Academy