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Wie Eltern mit Kinderängsten in Corona-Zeiten umgehen sollten

VON DR. UDO BAER

Vielen Erwachsenen machen die Corona-Folgen Angst. Zurecht. Kinder spüren das, und sie bekommen die Ängste der Erwachsenen mit. Sie sehen teilweise Nachrichten im Fernsehen, merken, dass Kindergarten und Schule geschlossen sind, und spüren die gesamte angespannte Atmosphäre. Deswegen hier einige Hinweise, wie mit Kinderängsten in Corona-Zeiten umgegangen werden sollte:

Reden und Erklären

Reden Sie mit Ihren Kindern und erklären Sie ihnen, was los ist. Möglichst altersgerecht, möglichst bildhaft. Manchmal wird gesagt, man solle mit Kindern nicht darüber reden, damit man ihnen nicht Angst macht. Doch Kinder spüren die Ängste. Wenn darüber nicht geredet wird und wenn nicht erklärt wird, dann werden die Ängste dauerhaft und können sich in den Kinderseelen langfristig einnisten.

Angst teilen und Halt geben

Reden allein hilft nicht. Der emotionale Austausch ist entscheidend. Sagen Sie den Kindern, auch wenn Sie selbst verunsichert sind, dass alle nicht genau wissen, was wird. Doch erklären Sie gleichzeitig all das, was man tun kann. Alles, was man weiß, gibt Klarheit. Alles, was die Fachleute empfehlen, befolgen Sie und das schützt. Geben Sie Halt UND reden Sie über Ängste. Beides. Halt geben Sie, indem Sie da sind, indem Sie die Kinder ernst nehmen und indem Sie ihnen sagen und zeigen: „Ich passe auf dich auf! Und ich passe auf mich auf, auf uns alle!“

Ernst nehmen und keine Floskeln

Gebrauchen Sie gegenüber den Kindern keine Floskeln. Wenn Sie es ernst meinen, dann können Sie sagen: „Alles wird gut!“ Wenn Sie nicht wissen, ob alles gut wird, dann sagen Sie es nicht. Kinder können auch Unsicherheiten vertragen. Kinder durchschauen Floskeln. Vielleicht nicht beim ersten Mal, wenn sie sie hören, aber auf Dauer. Wenn Sie auf die Fragen der Kinder und deren Gefühle eingehen, dann nehmen Sie sie ernst. Das stärkt und das gibt Sicherheit.

Angst um Oma und Opa

Viele Kinder haben Angst um ihre Großeltern, die sie meistens lieben. Manche zeigen das, manche nicht. Sprechen Sie die Ängste an und erklären Sie den Kindern, dass das Virus vor allem für ältere Menschen gefährlich ist, und dass wir deswegen Oma und Opa schützen müssen, damit sie gesund bleiben. Deswegen dürfen sie nicht zu Besuch kommen. Deswegen dürfen die Kinder gerade nicht mit Oma und Opa spielen. Zeigen Sie, dass Sie das auch bedauern, dass Sie auch die Großeltern vermissen und dass es jetzt aber ein Zeichen der Liebe ist, für eine Weile den persönlichen Kontakt zu meiden. Bitten Sie die Kinder, ein Bild für die Großeltern zu malen oder mit ihnen zu telefonieren, zu skypen oder was auch immer für Kontaktmöglichkeiten da sind, wenn die Kinder das möchten.

Kleine Kinder

Viele Erwachsene denken, dass kleine Kinder nichts oder zumindest nicht so viel mitbekommen. Das Gegenteil ist der Fall. Kinder spüren viel mehr, als wir Erwachsene denken. Kinder sind empfindsam für Atmosphären, für das Ungesagte und das Verschwiegene. Wenn Erwachsene Kindern gegenüber etwas verschweigen, um sie vielleicht zu schonen, werden die Kinder umso aufmerksamer und richten ihre ganze Aufmerksamkeit genau auf diese unausgesprochenen Themen. Sprechen Sie deshalb auch mit kleinen Kindern und erklären Sie, was ist. Eine Mutter malt ihrem dreijährigen Kind zum Beispiel morgens immer ein Antivirusmonster auf die Hand und gemeinsam schauen beide begeistert darauf, dass es am Abend verblasst ist, wenn das Kind sich oft genug die Hände gewaschen hat.

Ältere Kinder

Ältere Kinder informieren sich oft im Netz. Dort wird viel Gutes, aber auch viel Unsinn verbreitet. Reden Sie mit den Kindern darüber. Zeigen Sie den Kindern brauchbare, informative Seiten und erklären Sie ihnen, dass nicht alles, was im Internet steht, auch richtig sein muss.

Knuddeln und Kissenschlachten

Kinder müssen wie wir Erwachsene Distanz halten, soziale Distanz, wenn sie auf der Straße sind. Der Kindergarten ist zu, die Schule ist zu. Nach außen hin ist Abstand gefordert. Doch nach innen im familiären Kreis braucht es umso mehr Nähe, auch körperliche. Also knuddeln Sie die Kinder, machen Sie Kitzel-Wettkämpfe oder gönnen Sie sich und den Kindern Kissenschlachten. Nutzen Sie alle Möglichkeiten, was die Kinder und Sie selbst gerne an nahen Kontakten und Begegnungen leben und ausprobieren wollen.

Symbole nutzen

Gestalten Sie mit den Kindern gemeinsam Symbole, die für die Themen in Zeiten von Corona wichtig sind. Malen Sie ein Monster, das Viren frisst. Bemalen Sie einen Schutzstein oder gestalten Sie aus Stoff einen Schutzengel, der die Kinder und die Menschen, die die Kinder lieben, schützt. Hören oder spielen Sie eine Musik, die Mut macht und Grüße an andere schickt – was auch immer – nutzen Sie die Möglichkeiten, aktiv Symbole zu schaffen, die stärken und Mut machen.

Herzlich

Dr. Udo Baer 

für die DIXI Family-Academy